Ist Klärungshilfe Mediation?
Erfahren Sie, ob Klärungshilfe Mediation ist und welche wesentlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Methoden der Konfliktlösung bestehen. Entdecken Sie, wie Klärungshilfe und Mediation erfolgreich kombiniert werden können, um tiefgehende und nachhaltige Lösungen zu erreichen.
GRUNDLAGEN DER KONFLIKTKLÄRUNG
Die Frage, ob Klärungshilfe eine Form der Mediation ist, wird häufig gestellt, da beide Methoden zur Konfliktlösung eingesetzt werden. Tatsächlich ist die Klärungshilfe eine eigenständige Methode, die sich bewusst von der klassischen Mediation unterscheidet. In diesem Blogartikel werden wir die Gründe erläutern, warum die Klärungshilfe auf diese Unterschiede setzt und was dadurch möglich wird.
Unterschiede zwischen Klärungshilfe und Mediation
Freiwilligkeit vs. Verpflichtung: Während die Teilnahme an einer Mediation in der Regel freiwillig ist, kann die Teilnahme an einer Klärungshilfe auch verpflichtend sein. Dies bedeutet, dass alle Konfliktparteien anwesend sein müssen, auch wenn sie nicht verpflichtet sind, aktiv zu sprechen. Diese Verpflichtung stellt sicher, dass alle relevanten Perspektiven gehört werden und trägt zur Vollständigkeit des Klärungsprozesses bei.
Fokus auf Emotionen: Die Klärungshilfe legt einen stärkeren Fokus auf die Bearbeitung und Transformation negativer Gefühle. Während die Mediation oft sachlich und lösungsorientiert ist, geht die Klärungshilfe tiefer in die emotionalen Aspekte des Konflikts ein. Negative Gefühle wie Wut, Ärger und Enttäuschung werden nicht nur akzeptiert, sondern aktiv genutzt, um ein tieferes Verständnis und eine nachhaltige Lösung zu erreichen.
Phasenmodell: Die Klärungshilfe folgt einem spezifischen Phasenmodell, das die Selbstklärung, den Dialog der Wahrheiten und die Erklärungs- und Lösungsphase umfasst. Diese Phasen helfen, die tieferliegenden Ursachen des Konflikts zu verstehen und zu bearbeiten. Der Dialog der Wahrheiten, in dem die subjektiven Wahrheiten der Parteien miteinander in Kontakt gebracht werden, ist dabei besonders intensiv und tiefgehend.
Vorgespräche: In der Klärungshilfe gibt es keine inhaltlichen Vorgespräche mit den Konfliktparteien, um eine "Gefühlsverpuffung" zu vermeiden. Einzelvorgespräche können dazu führen, dass die Konfliktparteien ihre Emotionen bereits im Vorfeld abschwächen, was die Intensität und Authentizität der späteren gemeinsamen Sitzung beeinträchtigen kann. Stattdessen gibt es nur ein Vorgespräch mit dem Auftraggeber und eventuell mit dem Vorgesetzten des Auftraggebers.
Warum setzt die Klärungshilfe auf diese Unterschiede?
Tiefe emotionale Klärung: Durch die Fokussierung auf negative Gefühle und deren Transformation ermöglicht die Klärungshilfe eine tiefere emotionale Klärung. Dies ist besonders wichtig in hoch eskalierten Konflikten, in denen die Parteien sich oft als bösartig oder krank wahrnehmen. Die Bearbeitung dieser Gefühle schafft die Grundlage für ein echtes gegenseitiges Verstehen und eine nachhaltige Lösung.
Verpflichtende Teilnahme: Die verpflichtende Teilnahme stellt sicher, dass alle relevanten Perspektiven gehört werden. Dies ist besonders wichtig in Situationen, in denen Machtungleichgewichte bestehen oder bestimmte Parteien versuchen, sich dem Prozess zu entziehen. Die Haltung der Klärungshilfe ist dabei klar: Niemand muss etwas sagen, aber alle müssen anwesend sein.
Strukturierter Prozess: Das spezifische Phasenmodell der Klärungshilfe bietet einen klaren und strukturierten Rahmen, der den Parteien hilft, ihre Gefühle und Gedanken zu ordnen und zu verstehen. Dies schafft die Grundlage für eine tiefgehende und nachhaltige Konfliktlösung.
Vermeidung von Gefühlsverpuffung: Durch den Verzicht auf inhaltliche Vorgespräche wird sichergestellt, dass die Konfliktparteien ihre Emotionen nicht bereits im Vorfeld abschwächen. Dies bewahrt die Intensität und Authentizität der gemeinsamen Sitzung und ermöglicht eine tiefere und ehrlichere Auseinandersetzung mit den Konfliktthemen.
Ein Beispiel aus der Praxis
Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie die Klärungshilfe als eigenständiger Prozess funktioniert:
Ein Team in einem Unternehmen hat einen tiefen Konflikt entwickelt. Der Klärungshelfer diagnostiziert die Persönlichkeitsdimensionen der Teammitglieder und erklärt ihnen, wie ihre unterschiedlichen Bedürfnisse nach Nähe, Distanz, Dauer und Wechsel zu Missverständnissen und Konflikten führen. Durch das Verständnis dieser Unterschiede können die Teammitglieder besser miteinander kommunizieren und ihre Zusammenarbeit verbessern. Am Ende des Prozesses fühlen sich alle Beteiligten gehört und verstanden, was den Weg für eine nachhaltige Konfliktlösung ebnet.
Fazit
Die Klärungshilfe ist eine eigenständige Methode der Konfliktlösung, die sich bewusst von der klassischen Mediation unterscheidet. Durch die Fokussierung auf die Bearbeitung und Transformation negativer Gefühle, die verpflichtende Teilnahme, das spezifische Phasenmodell und den Verzicht auf inhaltliche Vorgespräche ermöglicht die Klärungshilfe eine tiefgehende und nachhaltige Konfliktlösung. Diese Unterschiede machen die Klärungshilfe besonders wirksam in hoch eskalierten Konflikten und schaffen die Grundlage für ein echtes gegenseitiges Verstehen und eine nachhaltige Lösung.