Konflikte mit Kindern klären: Ein Werkzeug für Eltern, um langfristige Konfliktkompetenz zu fördern
Erfahren Sie, wie Eltern mit der Klärungshilfe nach Christoph Thomann die emotionale Intelligenz und Konfliktfähigkeit ihrer Kinder stärken können, um gesunde, nachhaltige Lösungen zu fördern.
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Konflikte sind Teil des Lebens – auch im Familienalltag
Jeder Elternteil kennt es: Momente, in denen die Gemüter hochkochen, Missverständnisse entstehen und sich Konflikte zwischen den Kindern oder zwischen Eltern und Kindern zuspitzen. Auch wenn es zunächst einfacher erscheinen mag, solche Situationen schnell zu schlichten oder zu ignorieren, liegt in der bewussten Auseinandersetzung eine große Chance. Hier kommt die Klärungshilfe nach Christoph Thomann ins Spiel, die Eltern dabei unterstützt, nachhaltige und gesunde Lösungen zu finden – selbst ohne professionelle Ausbildung zum Klärungshelfer.
Warum es wichtig ist, Gefühle besprechbar zu machen
Gefühle sind der Kern jedes Konflikts. Sie zu ignorieren oder zu unterdrücken, führt selten zu einer echten Lösung und kann langfristig das Vertrauen und die Beziehung belasten. Die Klärungshilfe ermutigt dazu, Gefühle offen anzusprechen und anzuhören. Wenn Kinder lernen, ihre Emotionen auszudrücken und die der anderen zu verstehen, entwickeln sie wichtige Fähigkeiten für ihr ganzes Leben.
Was durch die Klärungshilfe möglich wird
Die Klärungshilfe bietet klare Strukturen, die helfen, auch schwierige Gefühle und Themen zu besprechen, ohne dass die Situation eskaliert. Hierzu einige konkrete Vorteile:
Klarheit und Verständnis schaffen: Durch das gezielte Ansprechen und Hören von Gefühlen entsteht ein tieferes Verständnis für die Perspektiven aller Beteiligten. Dies schafft die Grundlage für echte und nachhaltige Lösungen.
Emotionale Entlastung: Das Aussprechen und Anhören von Gefühlen kann eine große Erleichterung bringen. Es hilft, negative Emotionen zu verarbeiten und loszulassen.
Vertrauen und Offenheit: Ein offener Dialog schafft ein Klima des Vertrauens, das für die weitere Beziehung und Zusammenarbeit unerlässlich ist.
Die Rolle der Eltern als Klärungshelfer
Auch wenn Eltern keine professionellen Klärungshelfer sind, können sie die Prinzipien und Methoden der Klärungshilfe anwenden. Hier einige konkrete Schritte und Tipps, wie Eltern diesen Prozess gestalten können:
Den Raum schaffen: Sorgen Sie für eine ruhige und sichere Umgebung, in der alle Beteiligten sich wohlfühlen und offen sprechen können.
Gefühle benennen und akzeptieren: Ermutigen Sie Ihre Kinder, ihre Gefühle auszudrücken. Nutzen Sie Formulierungen wie: "Ich sehe, dass du wütend bist, weil du das Gefühl hast, nicht gehört worden zu sein. Ist das richtig?".
Aktiv zuhören: Zeigen Sie, dass Sie wirklich zuhören, indem Sie das Gesagte wiederholen und nachfragen: "Du bist also enttäuscht, weil dein Bruder dein Spielzeug genommen hat. Wie hast du dich dabei gefühlt?".
Dialogisieren und Doppeln: Helfen Sie den Kindern, ihre Gefühle zu artikulieren, indem Sie stellvertretend sprechen und fragen, ob dies so stimmt: "Darf ich mal für dich sprechen und sagen, dass du dich traurig gefühlt hast, weil du ausgeschlossen wurdest?".
Lösungen gemeinsam erarbeiten: Nachdem die Gefühle geklärt sind, suchen Sie gemeinsam nach Lösungen: "Wie könnt ihr in Zukunft vermeiden, dass sich einer von euch ausgeschlossen fühlt?".
Konkretes Fallbeispiel und Formulierungen
Das Beispiel ist stark verkürzt und vereinfacht, allerdings wird daran die allparteiliche Rolle des Elternteils sowie der Prozess sichtbar:
Situation: Anna und Ben streiten sich, weil Ben Annas Lieblingsspielzeug genommen hat, ohne zu fragen.
Elternteil als Klärungshelfer:
Elternteil: "Anna, du bist wütend, weil Ben dein Spielzeug genommen hat, ohne zu fragen. Ist das richtig?"
Anna: "Ja, das macht mich richtig sauer!"
Elternteil: "Ben, Anna fühlt sich deshalb wütend. Wie fühlst du dich dabei?"
Ben: "Ich wollte nur damit spielen. Ich wusste nicht, dass es sie so wütend macht."
Elternteil: "Ben, kannst du verstehen, warum Anna wütend ist?"
Ben: "Ja, ich hätte fragen sollen."
Elternteil: "Anna, Ben versteht jetzt, dass er dich hätte fragen sollen. Wie können wir das in Zukunft besser machen?"
Anna: "Er soll immer vorher fragen!"
Ben: "Okay, ich frage nächstes Mal."
Chancen und Risiken
Die Klärungshilfe bietet viele Chancen, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Es kann emotional intensiv sein und erfordert Zeit (die oft fehlt), Geduld und Einfühlungsvermögen. Wenn Eltern jedoch lernen, diese Prinzipien anzuwenden, können sie ihren Kindern wertvolle Fähigkeiten vermitteln, die ihnen ein Leben lang zugutekommen.
Fazit
Eltern können mit den Methoden der Klärungshilfe einen großen Unterschied im Umgang mit Konflikten machen. Es geht nicht nur darum, aktuelle Streitigkeiten zu lösen, sondern darum, den Kindern beizubringen, wie sie selbstständig und gesund Konflikte klären können. Diese Fähigkeit ist ein Geschenk, das weit über die Kindheit hinausreicht.