Wege aus der Konfliktspirale: Chancen der Klärungshilfe in den Eskalationsstufen nach Friedrich Glasl

Entdecken Sie, wie die Klärungshilfe nach Christoph Thomann in den verschiedenen Eskalationsstufen eines Konflikts nach Friedrich Glasl wertvolle Unterstützung bietet und nachhaltige Lösungen ermöglicht, selbst wenn die Teilnahme verpflichtend ist.

GRUNDLAGEN DER KONFLIKTKLÄRUNG

Christian Freitag

5/6/20243 min read

green grass field under gray clouds
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Einleitung

Konflikte gehören zum Alltag – sei es in beruflichen oder privaten Lebensbereichen. Sie können Beziehungen belasten und die Produktivität mindern. Das Modell der Konflikteskalation nach Friedrich Glasl unterteilt den Verlauf eines Konflikts in neun Eskalationsstufen und hilft, die Dynamik besser zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Ein wichtiges Werkzeug zur Deeskalation ist die Klärungshilfe nach Christoph Thomann.

Doch wie entfaltet die Klärungshilfe ihre Wirkung in den unterschiedlichen Eskalationsstufen? Lassen Sie uns beleuchten, welche Chancen – und auch welche Grenzen – die Klärungshilfe in den verschiedenen Phasen der Konfliktentwicklung bietet, auch unter Berücksichtigung verpflichtender Teilnahme.

Die neun Eskalationsstufen nach Friedrich Glasl

Glasl unterteilt Konflikte in neun Stufen, die in drei Hauptphasen gegliedert sind:

  1. Win-Win Phase (Stufe 1-3)

  2. Win-Lose Phase (Stufe 4-6)

  3. Lose-Lose Phase (Stufe 7-9)

Stufe 1-3: Win-Win Phase

In den ersten drei Stufen sind Konflikte noch relativ leicht lösbar. Die Beteiligten sind bestrebt, gemeinsam eine Lösung zu finden, bei der alle Seiten gewinnen.

Chancen der Klärungshilfe:

  • Verständnis und Kommunikation: Hier kann die Klärungshilfe genutzt werden, um Missverständnisse aufzuklären und Kommunikationsbarrieren zu überwinden. Durch den Klärungshelfer wird ein sicherer Raum für offene und ehrliche Gespräche geschaffen.

  • Konstruktiver Dialog: Noch bevor der Konflikt eskaliert, fördert die Klärungshilfe einen konstruktiven Dialog. Die Konfliktparteien lernen, ihre Sichtweisen und Bedürfnisse besser zu verstehen und auszudrücken.

Risiken: Auch wenn eine Teilnahme an der Klärungshilfe verpflichtend sein kann, steht es den Parteien frei, wie sehr sie sich tatsächlich auf den Prozess einlassen. Es besteht die Gefahr, dass Konfliktparteien die Unterstützung ablehnen, wenn der Konflikt als zu geringfügig empfunden wird.

Stufe 4-6: Win-Lose Phase

In dieser Phase sehen die Konfliktparteien den Konflikt als einen Kampf, bei dem es Gewinner und Verlierer gibt. Auseinandersetzungen und Machtkämpfe treten in den Vordergrund.

Chancen der Klärungshilfe:

  • Einfühlung und Vertiefung: Die Klärungshilfe erlaubt es, in die tiefer liegenden Gefühle und Bedürfnisse der Parteien einzutauchen. Durch Techniken wie das "Doppeln" können versteckte Botschaften und unbewusste Gefühle ans Licht gebracht werden.

  • Neutrale Moderation: Der Klärungshelfer dient als neutraler Moderator, der den Dialog strukturiert und bei verbalen Eskalationen unterstützend eingreift. So wird die Kommunikation am Laufen gehalten und Missverständnisse werden geklärt.

Risiken: Die Eskalationsbereitschaft der Parteien kann die Klärung erschweren. Der Klärungshelfer muss daher sehr geschickt vorgehen, um die Energien in konstruktive Bahnen zu lenken.

Stufe 7-9: Lose-Lose Phase

In dieser Phase ist der Konflikt so weit eskaliert, dass beide Parteien bereit sind, sich gegenseitig erheblichen Schaden zuzufügen, selbst wenn sie dadurch auch selbst leiden.

Chancen der Klärungshilfe:

  • Transformative Methoden: Die Klärungshilfe ermöglicht durch transformative Methoden, wie intensive Gefühlsarbeit und gemeinschaftliche Reflexion, ein tieferes Verständnis der gegenseitigen Verletzungen und schafft eine Basis für eine grundlegende Veränderung der Beziehung.

  • Lösungs- und Erklärungsphase: Nach der Klärung der Gefühle können in der Lösungs- und Erklärungsphase neue Verhaltensweisen und Vereinbarungen erarbeitet werden. Selbst in stark eskalierten Situationen bietet die Klärungshilfe die Chance auf einen Neuanfang und nachhaltige Lösungen.

Risiken: In extrem eskalierten Konfliktsituationen könnte die Bereitschaft zur Teilnahme an der Klärungshilfe minimal sein – selbst bei verpflichtender Teilnahme. Daher ist es entscheidend, dass der Klärungshelfer die Notwendigkeit und den Nutzen der Klärung klar kommuniziert und den Parteien die Sicherheit gibt, dass alle Belange ernstgenommen werden.

Die Rolle der Verpflichtung und der Freiheit zur Beteiligung

Ein weiteres Charakteristikum der Klärungshilfe ist, dass die Teilnahme verpflichtend sein kann – zum Beispiel angeordnet durch eine Führungskraft oder Institution. Diese Verpflichtung stellt sicher, dass der Konfliktprozess angestoßen wird, selbst wenn die Beteiligten zunächst widerwillig sind.

Trotz der Verpflichtung behalten die Konfliktparteien die Freiheit, wie weit sie sich einbringen möchten. Diese Balance zwischen Verpflichtung und freiwilliger Beteiligung ist entscheidend für den Klärungsprozess.

Bedingungen für den Erfolg:

  • Bereitschaft zur Teilnahme: Auch wenn die Teilnahme angeordnet ist, muss der Klärungshelfer die Parteien dazu ermutigen, sich aktiv und offen zu beteiligen.

  • Offenheit und Vertrauen: Der Klärungsprozess erfordert ein hohes Maß an Vertrauen in den Klärungshelfer und in die Methode der Klärungshilfe. Dieses Vertrauen muss behutsam aufgebaut werden.

  • Geduld und Sensibilität: Besonders in den höheren Eskalationsstufen ist Sensibilität und Geduld gefragt. Der Klärungshelfer muss die Anliegen und Gefühle der Parteien ernst nehmen und darauf eingehen.

Fazit

Die Klärungshilfe nach Christoph Thomann bietet in jeder Phase der Konflikteskalation wertvolle Unterstützungsmöglichkeiten. In den frühen Phasen kann proaktive Kommunikation und Verständigungsbereitschaft gefördert werden. In den späteren, stark eskalierten Phasen, ermöglicht die Klärungshilfe tiefergehende emotionale und rationale Aufarbeitungen, die zu nachhaltigen Lösungen führen.

Obwohl es in jeder Phase spezifische Herausforderungen und Risiken gibt, eröffnet die Klärungshilfe beständige Chancen zur Herstellung einer konstruktiven Gesprächsdynamik und einer langfristigen Konfliktlösung – selbst bei verpflichtender Teilnahme.